Typografische Bilder aus der Schrift die mit den Fingern gelesen wird
Die Punkt,- Blinden oder Brailleschrift
Kommunikative Aspekte der Blindenschrift
1826 war das tastbare Alphabet von Louis Braille entwickelt. Die Grundform besteht aus 6 erhabenen Punkten, die wie auf einem Würfel in zwei vertikalen Reihen angeordnet und von oben nach unten numeriert sind.
Aus den 6 Punkten der Grundform lassen sich 63 verschiedene Zeichen bilden. Die 26 Buchstaben des Alphabets, Satzzeichen und Zahlen. Die Punktschrift wird mit den Händen bzw. Fingern gelesen. Reliefartig werden erhabene Punkte in das Papier geprägt, um diese lesbar zu machen. Sie werden spiegelverkehrt auf der Rückseite von rechts nach links geschrieben/geprägt. Auf der Vorderseite ist die Schrift von links nach rechts lesbar/tastbar.
Die Punktschrift wird immer in der gleichen Größe eingesetzt. Sie ist 7 mm hoch und hat immer den gleichen Zeilenabstand von 3 mm. Geschrieben wird überwiegend in Kleinbuchstaben. Wenn VERSALIEN verwendet werden, die Schrift kursiv oder größer dargestellt werden soll, wird dies durch ein Zeichen vor der Zeile deutlich gemacht. Durch das Ertasten des Zeichens weiß der Leser, daß etwas hervorgehoben wird.
Es gibt „nur“ eine einzige Schriftart. Diese dient zur schnellen Erfassbarkeit von Text und Informationen. Sie braucht keine Farben und Gestaltung.
Um blinden Menschen ihre Schrift anderes zu zeigen und um Sehenden die Blindenschrift näher zu bringen, habe ich einzelne Buchstaben aus dem Alphabet genommen, damit typografische Bilder gestaltet und diese aus unterschiedlichen Materialien hergestellt. Die Bilder sind über dieses Medium leider nicht fühlbar.
Wie kann die Punktschrift verändert werden um daraus ein anderes Lese/Betrachtungserlebnis zu erzeugen?
1. Das Material worauf die Schrift geprägt wird.
Durch die haptische Wahrnehmung der Oberflächenstruktur ensteht ein anderes Leseerlebnis und bewirkt Farbassoziationen: Weiches, flauschiges Material = warme Farben und festes, rauhes Material = kalte Farben.
2. Durch die Form und Größe der Buchstaben und ob die Punkte nach innen oder außen in das Material geprägt sind.
Die Bilder sind im Rahmen meiner Diplomarbeit „Experimentelle Auseinandersetzung mit Typografie für Blinde und Sehende“ entstanden.
Herzlichen Dank an Frau Grünfeld aus der Blindenwerkstatt Wiesbaden, die mich inspirierte und tatkräftig unterstützte indem sie mir aus ihren Büchern vorlas, mir zeigte wie sie in der Blindenschrift Texte verfasst und sich sehr darüber freute die Schrift mal in einer anderen Form zu erfahren.